ABC der Piwis

ABC der Piwis

ABC der PIWIs

Als PIWIs werden in Fachkreisen, also dort, wo man sich in Sachen Wein nichts vormacht, pilzwiderstandsfähige Rebsorten bezeichnet. Die Pilze, um die es dabei geht, Oidium und Peronospera (Echter und Falscher Mehltau), sind durch die Einfuhr amerikanischer Rebsorten nach Europa eingeschleppt worden. Zusammen mit einem weiteren »blinden Passagier«, der Reblaus, haben sie den europäischen Weinbau einst an den Rand des Ruins geführt. Seitdem hat sich das Pfropfen von Reben auf reblausresistente Unterlagen bewährt und das Spritzen mit Pflanzenschutzmitteln durchgesetzt. Eine andere Strategie, um den hohen notwendigen Fungizideinsatz zu reduzieren, ist die Züchtung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Das kommt insbesondere auch dem ökologischen Weinbau entgegen. Bei den Weintrinkern außerhalb von Weinregionen ist all dies weniger bekannt. Zum einen werden die neuen Rebsorten oft nicht auf dem Etikett aufgeführt, weil sie in Cuvées Eingang finden. Zum anderen denkt man sich bei einer Sorte, die sich mit einem Namen wie Regent bis ins Supermarktregal durchgesetzt hat, nichts weiter.

Hier setzt das Konzept für die Etikettierung der auf dem Weinberg der südbrandenburgischen Stadt Baruth/Mark angebauten PIWIs an, das für den Jahrgang 2014 wie folgt überarbeitet worden ist: Die Herausstellung der Rebsorten soll ein Bewusstsein für die Innovationen in der Kultur des Weinbaus fördern wie für die Züchtungsgeschichte als Jahrhunderte zurückreichende Zusammenarbeit von Pflanzen und Menschen, Mikroorganismen und Boden.

Dafür wurden 2015 mehrere Etikettenserien entworfen, von denen zwei in die engere Auswahl gekommen sind. Beiden zugrunde liegt zunächst eine farbliche Differenzierung der einzelnen Rebsorten – Blau für Helios, Gelb für Solaris, Grün für Johanniter, Altrosa für Muscaris. Die Cuvée, also die Mischung von verschiedenen Weißweinsorten, erhält ein Etikett in Orange.

Die eine Serie arbeitet auf dieser farblichen Unterlage grafisch mit einem stilisierten Mühlstein. Er steht für den lokalen Bezug, den Baruther Mühlenberg, wo der Wein angebaut wird.

Die zweite Serie ist rein typografisch gestaltet und stellt die Initialen der Rebsorten heraus: H für Helios, J für Johanniter, M für Muscaris, S für Solaris und ein C für die Cuvée. Das Farbschema sieht hier zudem vor, dass die untere Hälfte der zweifarbigen Etiketten jeweils grün ist, die obere je nach Sorte variiert. Die Zweiteilung entspricht dem eingangs erwähnten Aufbau heutiger Pfropfreben: Auf die reblausresistente Unterlage wird ein Edelreiser gepropft, aus dem sich der Wein tragende Stock entwickelt.

Aus der Ernte des Jahrgangs 2014 wurden drei Weine, zwei davon sortenrein, beim Weingut Hanke in Jessen[1] ausgebaut, in schlanke Halbliterflaschen abgefüllt und mit Etiketten der zweiten Serie versehen: ›H‹ für Helios, ›S‹ für Solaris und ›C‹ für eine Cuvée.

»Und was sagt Sommelier Mathias Brandweiner?

›C‹ Cuvée 2014 (Solaris, Johanniter und Helios)
In der Nase: Walnuss, Weißbrot, Wacholder
Am Gaumen: sehr knackig und frisch, ganz anders als der Geruch, Melone, Zitrusfrüchte, grüner Apfel
Küchentipp: Walnussquiche mit Feldsalat und Orangenschnitzen«[2]

 

 

Konzept und Gestaltung: Miriam Wiesel


[1] Traubenerzeuger: I-KU e.V.
[2] Aus: Tom Wolf, Weinland Brandenburg. Ausflüge zu alten und neuen Weinorten, Berlin 2016, S. 93.