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»Es gehört zum Ablauf der Geschichte, deren Subjekt wir nicht kennen, daß wir uns im Namen dieses Subjekts fragen, was wir tun sollen.«[1]
Klaus Michael Meyer-Abich

»How could it be ›us‹ who did ›all this‹ — since there is no political, no moral, no thinking, no feeling body able to say ›we‹—and no one to proudly say ›the buck stops here‹?«[2]
Bruno Latour

Der Kreuzberger Salon ist eine Initiative, die sich auf die materiellen und immateriellen Austauschprozesse zwischen Stadt und Land richtet. Dabei geht es um Ströme und Wanderungsbewegungen – von Menschen, Stoffen, Gütern, Energien –, aber auch um Projektionen, Ideen und Wissenstransfer.

Stadt >< Land steht hier synonym für eine agrikulturell geprägte bipolare Arbeitsteilung, die historisch gewachsen ist. Unabhängig von ihrem Versorgungsbedarf, ist Stadt heute die dominante Perspektive, Land das globale Hinterland. Dabei greift die Stadt über das Land immer stärker auf die Natur zu.

Rohstofflieferantin und Deponie des industriellen Stoffwechsels zu sein, übersteigt früher oder später die ökologische Tragfähigkeit der Erde. Wie sich das auswirkt und wann dieser Weg eingeschlagen wurde, ist strittig. Ob erst im Zuge der Industrialisierung oder gar schon mit dem Übergang zum Ackerbau. Doch ob Fortschritt oder Fehler: Der Vorgang ist irreversibel.

Seit vier Jahrzehnten steht das Konzept eines möglichen Kollapses der Umwelt durch den Menschen im Raum. Eingefahrene Denkmodelle der Moderne gelangen an die Grenzen ihrer Glaubwürdigkeit und Plausibilität. Nach der Herrschaft der Vernunft und einer »Konjunktur der Fiktionen«[3] erleben wir eine Renaissance des Zweifels. Und so wird gegenwärtig eine wachsende Anzahl von alternativen Ansätzen generiert und in Hinblick auf ihre Praktikabilität erprobt.

In einer Zeit, die weitgehend als Transformationszeit verstanden wird, kann sich die Zukunft möglicherweise an Orten abzeichnen, wo nicht im großen Maßstab nach ihr gesucht und geforscht wird.

Der Kreuzberger Salon ist ein nicht-institutioneller Raum für gemeinschaftsbildende Projekte und Prozesse. Initiatoren als auch Teilnehmende bringen dabei Erfahrungen und Wissen aus reflektierenden und forschenden Tätigkeiten, lokalem Engagement und Produktion sowie ästhetischer Praxis ein.

 


[1] Klaus Michael Meyer-Abich, zit. nach Rolf Peter Sieferle, Fortschrittsfeinde? Opposition gegen Technik und Industrie von der Romantik bis zur Gegenwart, München 1984, S. 8.
[2] Bruno Latour, »Waiting for Gaia. Composing the common world through arts and politics«, London, November 2011, S. 4
http://www.bruno-latour.fr/sites/default/files/124-GAIA-LONDON-SPEAP_0.pdf (Stand: 26.8.2012).
[3] Wolfgang Haber, »Zwischen Vergangenheit und ungewisser Zukunft. Eine ökologische Standortsbestimmung der Gegenwart«, in: Bernd Herrmann (Hg.), Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium 2007–2008, Göttingen 2008, S. 38,
http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2008/umweltkolloquium_2.pdf; (Stand: 26.8.2012).