Tiere in der Landwirtschaft

Tiere in der Landwirtschaft

Mit deutlich gestiegener Teilnehmerzahl fand am 18. Januar 2014 in Berlin die mittlerweile vierte Demonstration unter dem Motto »Wir haben es satt!« statt. Die von einem breiten Bündnis getragene Veranstaltung fordert eine Wende weg von der Agrarindustrie und unterstützt eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft. Besonders Initiativen, die sich für Tierschutz und Tierwohl einsetzen, scheinen verstärkt engagiert.

Während agroindustrielle Belastung von Böden und Gewässern, das Höfesterben und dessen Auswirkungen auf den ländlichen Raum sowie andere Folgen oft unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle liegen, stellen die Dimensionen der bisweilen sogenannten Tierproduktion zunehmend ein Skandalon dar.

»Tiere in der Landwirtschaft« ist auch der thematische Schwerpunkt des während der Grünen Woche in Berlin vorgestellten Kritischen Agrarberichts 2014. Hier geht es um die zunehmende Intensivierung und Massenhaltung mit ihren Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Natur, das Preis- und Lohndumping bei Produkten und Arbeitskräften, Folgen des Arzneimitteleinsatzes bei Tieren, die Problematik des Imports von Futtermitteln und des Exports von Billigfleisch auf andere Märkte bei einem weltweit wachsenden Fleischkonsum.

Wenngleich es bei all diesen Kritikpunkten um reale, gegenwärtige Missstände geht, so steht dies auch vor dem Hintergrund umfassender Diskurse. In den Kulturwissenschaften, Anthropologie, Philosophie etc. vollzieht sich seit Jahren eine Revision der Idee der Sonderstellung des Menschen. Im Rahmen des Verhältnisses von Kultur und Natur steht damit auch das Verhalten gegenüber nichtmenschlichen Lebewesen auf der Agenda mit all seinen ethischen und rechtlichen Aspekten. Im Suhrkamp Verlag erschien soeben der Sammelband Tierethik – Grundlagentexte (hg. von Friederike Schmitz). Das alte Zusammenleben von Mensch und Tier unterliegt durch die in die Landwirtschaft erst zeitversetzt, aber nun umso umfassender einziehende Industrialisierung und Technisierung einer radikalen Transformation.

Während die UNO das Jahr 2014 zum internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe (International Year for Family Farming IYFF) deklariert hat, besteht mit dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) die Gefahr der Aushöhlung erreichter europäischer Standards.

→ Der kritische Agrarbericht 2014, Schwerpunkt: Tiere in der Landwirtschaft, hg. vom Agrarbündnis, Hamm 2014
→ Tierethik – Grundlagentexte, hg. von Friederike Schmitz, Berlin 2014