Kreuzberger Salon 24 | Agrarreform

Agrarreform

Die Agrarpolitik ist einer der zentralen Steuerungsmechanismen der EU. Nicht nur ruft die zu verteilende Summe von knapp 60 Milliarden Euro Interessen und Begehrlichkeiten auf den Plan. Allein die Masse entfaltet eine Dynamik, die Europa nachhaltig verändert.

Ob in Richtung Technokratie (Bauernverband und Agrarindustrie stehen Seite an Seite) oder Ökologie und Umweltschutz, Höfesterben und Abwanderung aus dem ländlichen Raum oder Bewahrung der ländlichen Vielfalt, entscheidet sich in den nächsten Monaten, wenn in Brüssel über die Förderperiode 2014–2020 abgestimmt wird.

Noch immer wird damit argumentiert, nur eine industrialisierte Landwirtschaft könne die wachsende Weltbevölkerung ernähren. (Als Nettoimporteur von Lebensmitteln habe Deutschland die Aufgabe, andere Länder mit Fleisch und Milchprodukten zu versorgen.) Dagegen halten kann man die systematische Wettbewerbsverzerrung einer global integrierten Lebensmittelindustrie, die lokale Märkte anderswo auf der Welt zerstört. Die subventionierte Überproduktion aber geht auf Kosten der öffentlichen Güter (Boden, Wasser, Luft).

»Wird eine heute noch realisierbare Zukunft ländlicher Räume und landwirtschaftlicher Betriebe, werden regionale Zusammenarbeit und Solidarität von Stadt und Land in wenigen Jahren unwiederbringlich auf dem Altar industrieller ›Bioökonomie‹-Konzepte geopfert worden sein, die weder dörfliche Gemeinschaften noch bäuerliches Wirtschaften zulassen?«[1]

 

Literatur
• Der kritische Agrarbericht 2013. Schwerpunkt: Agrarreform
Ulrich Jasper, »Die Chancen nutzen! Die EU-Kommission legt Vorschläge für die Agrarpolitik nach 2013 vor«, in: Der kritische Agrarbericht 2012. Schwerpunkt: Zusammen arbeiten – für eine andere Landwirtschaft, S. 20–28


[1] Benedikt Haerlin, »›Good Food – Good Farming!‹ Eine neue europäische Demokratiebewegung entsteht«, in: Der kritische Agrarbericht 2013. Schwerpunkt: Agrarreform, S. 47.

 

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