Kreuzberger Salon 13 | »Kultur (nicht) für alle?«

»Kultur (nicht) für alle?«

Im November 2011 fand in Warschau der Kongress ShortCut Europe »Kultur (nicht) für alle?« statt, ein internationales Treffen von soziokulturellen Animateuren, Künstlern, Pädagogen, das seit 1996 veranstaltet wird.

Soziokultur – ein aus Deutschland stammender Begriff, der hierzulande der bürgerlichen Hochkultur und der zeitgenössischen Kunst untergeordnet wird – tritt dabei unter den postegalitären Bedingungen der polnischen Transformation programmatisch selbstbewusst auf und wendet sich explizit gegen Exklusion in all ihren Erscheinungsformen. Zum einen richtet sie sich gegen die Überbewertung der repetitiven bürgerlichen Kultur und der administrativen Steuerung der Kultur. Zum anderen kritisiert sie die zeitgenössische Kunst als elitäre »Fassadenkunst«[1] und fordert deren Eintreten für Bildung und gesellschaftliche Belange ein. Und schließlich knüpft sie an ethnologische und anthropologische Forschung an, die auf dem polnischen Land die subsistenzwirtschaftliche Bäuerlichkeit und die sich notgedrungen neu bildenden »Jäger, Sammler, Praktiker der Ohnmacht«[2] als originäre Kulturformen jenseits der Stadt wertschätzt.

Während bei uns in Deutschland die Kräfte von Aus- und Abgrenzung nach wie vor in verstärktem Maße wirken, lassen sich im Nachbarland Polen somit teilweise ganz andere Tendenzen beobachten. Es stellt sich die Frage, ob und wie dortige Praktiken auch unter hiesigen Verhältnissen produktiv einsetzbar wären. »Auch wenn uns einige Kulturen Sorgen bereiten.«[3]